Und während Herr Flott so staubt und saugt, unternimmt Frau Hurz einen netten, entspannten Spazierritt in Richtung chinesische Grenze, um schon mal die Lage zu sondieren. War bei der Schräglage dann aber wohl doch nicht sooo entspannend, nach Rückkehr konnte die Madame vor Muskelkrämpfen kaum zum Auto zurück laufen !
Für den Zugang zu dem riesigen Gelände ist ein Führer Pflicht, die einzelnen Gruppen werden auf diesen sehr ansprechenden Granittafeln en miniature dargestellt und erläutert. Eine berei-chernde Unterbrechung unserer etwas stressigen Rallye ...
In Almaty haben wir einen weiteren Öl- und Filterservice zügig abgewickelt bekommen, das schafft uns einen Tag "Luft", um 170 km nordwestlich die Welterbe-gelisteten Felsgravuren (Petroglyphen) von Tamgaly zu besichtigen. Fünf Gruppen mit mehr als 4000 von z.T. hoch detailliert in die Felsen gearbeiteten menschlichen und tierlichen Darstellungen, eine mehr als 3000 Jahre alte rituelle Stätte hier umherziehender Nomaden.
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Mittlerweile ist unsere Reisegruppe vollständig eingetroffen ! Nach einem Kennenlern-Bierabend (denn bisher bestand nur internet-Kontakt) geht es am nächsten Morgen im Konvoi von 6 Fahrzeugen zum Grenzübergang am Torugart-Pass - und an kilometerlangen LKW-Schlangen vorbei rein in das chinesisch-tibetische Abenteuer !
Nachspiel : soviel fahrerisches Unvermögen wurde mit Hausarbeit der härtesten Kategorie geahndet ! Staubsaugen für den seit seiner Kindheit an einer chronisch-manischen Staubsaugerphobie leidenden Herrn Flott !
 
Es gab übrigens noch weitere An-gebote, sich einzubuddeln, die wir dann aber mal ausgelassen haben ...
Gedacht, gelaufen und nach einer halben Stunde suchen endlich eine Sattelzugmaschine gefunden - nicht ideal, aber wird wohl gehen... Leider ist der truck trocken und wir müssen erst Diesel auftreiben. Und da der Fahrer kein Geld hat, müssen wir erst eine ATM finden. Und dann eine Tankstelle. Und dann endlich zum See zurück. Wir kommen an, Herr Flott zeigt und erklärt, wie der tapfere Kirgise bitte fahren soll, draussen gestikuliert Frau Hurz - und der Fahrer fährt genau entgegengesetzt und in den Dreck, in dem wir schon stecken ! Das ist grossartig, denn die Zugmaschine ohne Allrad und Gewicht auf der Hinterachse hat natürlich keine Chance, da wieder raus zu kommen, was der kirgisische Krieger aber erst nach mehreren Minuten wilden Durchdrehens der Hinterräder einsieht. Aber im Dorf hat er einen Bruder und den will er jetzt holen. Die Wartezeit überbrückt Herr Flott mit etwas Kratzen hier und da, denn der MAN liegt mittlerweile auf der Tankhalterung, was beim geplanten Herausziehen nicht gut tut - und dann kommt auch schon die Rettung ! Die beiden Brüder mit einem bärenstarken VW Passat, der noch nicht einmal die kaum ernsthaft festsitzende Zugmaschine bewegt !
Also mit kaum unterdrücktem Fluchen nun genau das, was vermieden werden sollte und was man innerhalb der mittlerweile vergangenen 2 Stunden einfach mal hätte tun sollen : BUDDELN ! Und mit Druckreduzierung auf der linken Seite bis nahe Reifenabwurf kommen wir tatsächlich frei - um dann die Zugmaschine rauszuziehen, was ja normalerweise in ähnlichen Situationen unsere angestammte Aufgabe ist. Die grösste Sorge des Kirgisen, wir könnten die für unsere vorgesehene Rettung in seinen Tank geschmissenen 20 € zurückfordern, konnten wir ihm aber auch noch nehmen " Moi drug ! "
Zuviel Entspannung schadet offensichtlich der Konzentration ! Kurz vor Bischkek finden wir eine Übernachtung an einem Stausee und während die Anfahrt am Abend noch mühelos gelingt, findet Herr Flott am nächsten Morgen nur 30 cm neben unserer eigenen Spur endlich wieder eine weiche Stelle - und diesmal lässt sich beim besten Willen kein Navigationsfehler herbeireden ! Schön, der Allrad ist zwar wieder reparariert, aber wir sitzen sofort tief drin und eigentlich hat der Herr keine Lust auf Buddeln. Das nächste Dorf ist nur 2 km entfernt und da wird sich doch wohl ein kräftiger Traktor finden lassen !
Mit der Klarheit, unseren Treff rechtzeitig zu erreichen, können wir in Kirgistan endlich wieder Gas rausnehmen : beim Obsteinkauf am Strassenrand wollen diese Dorfältesten genau wissen, woher wir kommen und was wir so treiben- und für unsere geduldigen Erklärungen gibt es auch ein nettes Foto und beste Wünsche auf unseren Weg !
Pittoreske kazachische Fried-höfe am Strassenrand quasi im Vorbeiflug - und der Rohbau einer neuen Moschee weit weg von der nächsten Ansiedlung potentieller Besucher...
Und noch ein erwähnenswerter russischer Service : fast in jedem Dorf findet sich eine solche Wasserzapfstelle auf einer Druckleitung - Schlauch dran und brauchbares Wasser frei Tank.
Es muss sich aber jemand finden, der mit dem nötigen Langmut den Absperrhebel gedrückt hält !
Aber wir müssen ja zügigst weiter : von Barnaul ca 2000 km nach Süden durch Kazachstan bis zu unserem Treffpunkt am Torugart-Pass in Kirgistan. Weitgehend die gleiche Strecke zurück, die wir vor etwa 3 Monaten auf unserem Weg zum Baikal-See schon erlitten haben. Akzeptabel ist die Strasse eigentlich nur in Russland - und das ist der geringste Anteil unserer Strecke !
So weit in aller Kürze ein paar Eindrücke einer Region, die durchaus ein reizvolles Reiseziel darstellt, aber dann leider doch ein paar tausend Kilometer weit wech von Deutschland ! Aber wen es mal in diese Ecke verschlägt : 3-4 Wochen mit Wandern, Klettern, Bootstouren lassen sich hier in Ruhe und Entspanntheit locker rumbringen !
Das benötigte Ersatzventil finden wir mit Glück dann endlich in Barnaul, in diesem offiziellen MAN-Stützpunkt. Zwar "nur" gebraucht, aber mit Funktionstest und sofortigem Austausch gegen das defekte Ventil. Und für einen Stückpreis von 20 € nehmen wir auch gleich noch das zweite verfügbare Teil mit, man lernt ja !
Und wem das MAN-untypische Gerümpel aufstösst :
diese Werkstatt hat immerhin noch Dach und Boden, wir werden noch andere Verhältnisse kennen lernen !
Und obwohl wir weiterhin ohne unseren Allradantrieb etwas gehandicapt sind (Fehlerursache zwar gefunden, aber mangels Ersatzteil noch nicht reparariert !), lassen sich nette Übernachtungsplätze mit Aussicht ohne grosse Mühe finden !
Entlang des Flusses vereinzelte kleine Dörfer mit schlichten Holzhäusern und Nutzgärten für die Selbstversorgung ...
Ein paar Kilometer weiter Richtung Nordwesten im Tal des Katun-Flusses :
Farben wie in der Karibik, Wassertemperaturen allerdings nicht !
Traumschöner Sonnenaufgang über den "Goldenen Bergen des Altai" im Dreiländereck Russland-China-Mongolei ...
Wir können daher leider auch nur noch wenig Zeit mit Petra und Dieter verbringen, aber für einen Abschiedssekt an diesem traumhaften Standplatz reicht es zum Glück doch noch !
Hinter der Grenze emfangen uns zwei angenehme Überraschungen : eine glatte Teerstrasse, die wir als für die nächsten 2-3 Wochen eilige Reisende gerne annehmen und wunderschöne Landschaften, die in dieser Jahreszeit schon die ersten herbstlichen Farben aufzeigen. Wir bedauern richtig, dass wir aufgrund des für den 26.09. festgesetzten Zusammentreffens mit unserer China-Gruppe nur wenige Tage in dieser Gegend verbringen können !
 Rallye durchs russische Altai und Kazachstan zum Torugart